15.01.2016

Kapitel 8 - Stoploss

Es ist mir ein persönliches Anliegen das Thema Stoploss einzeln zu betrachten und nicht nur in einem Absatz eines anderen Themas zu erwähnen.

Der Stoploss ist ein Schutzmechanismus, der Ihre Position an einem vorher definierten Kurs schließt. Die Grundidee ist super und schützt Sie vor größeren Verlusten, wenn sich der Kurs nicht in die von Ihnen favorisierte Richtung bewegt.

Der Grund dem Stoploss ein eigenständiges Kapitel zu widmen resultiert aus dem Wandel in der Verwendung dieser Schutzfunktion.


Auch hier müssen wir strikt unterscheiden, ob wir daytraden oder investieren. Diese 2 Varianten des Handels unterliegen zwei absolut unterschiedlichen Grundgedanken und müssen deshalb separat betrachtet werden.

Zu Anfang des Handbuchs habe ich erwähnt, dass diverse Broker mit übertriebenen Hebeln werben und inzwischen sogar auf die Gefahren des Tradings hinweisen (müssen). Durch die angepriesene Sicherheit neigt der angehende Trader seine Positionen maßlos zu überhebeln. Große Gewinnmöglichkeit im Verhältnis zu einem kleinen Verlust, ist doch grandios! Leider ist es dann doch nicht so einfach. Erinnern Sie sich an den zentralen Satz diverser Brokerseiten: Verluste können das Guthaben des Handelskontos übersteigen.

Bis zu einem gewissen Punkt werden Ihre Gelder durch den Einsatz eines Stoploss (kurz: SL) geschützt. Sobald es jedoch zu Unregelmäßigkeiten kommt, was die Kurse betrifft, könnten Sie mit dem Stoploss eine böse Überraschung erleben. Kommt es zu GAPs in den Kursen, greift Ihr Stoploss erst wieder beim nächstmöglichen handelbaren Kurs. Besonders, wenn Sie Ihre Positionen über Wochen hinweg halten wollen, können Ihnen "Wochenend-GAPs" den Montagmorgen etwas mehr versauen als es vielleicht sonst der Fall ist...

Das resultiert daraus, dass durch die Möglichkeit des Stoploss Positionen über das bestehende Kontoguthaben hinaus gehebelt werden und Sie somit mit ganz anderen Summen bei Ihrem Broker in der Haftung stehen.

Ein Stoploss schützt also nicht immer vor Verlusten. Besonders das Halten von überhebelten Positionen über das Wochenende hinweg oder über den Handelstag hinaus sollten Sie überdenken, wenn Sie Ihren Stop in Ihre Risikokalkulation hineinrechnen.

Wann ist es sinnvoll mit einem Stoploss zu handeln?

Wenn Sie vorhaben sich am Daytrading-Business zu beteiligen und einen Hebel für Ihr Trading verwenden und ihn auch einsetzen, ist der Stoploss ein absolutes MUSS. Anders ist es nicht möglich sich vor entstehenden Verlusten zu schützen. Auch wenn Sie jetzt denken mögen, ich kann den Trade doch schnell per Hand beenden, wenn ich vor dem Rechner sitze, kann ich Ihnen versichern, dass dies nicht funktionieren wird.

Kann Sie der Stoploss daran hindern Gewinne zu erwirtschaften?

Durchaus! Schauen Sie sich hierzu bei Gelegenheit den Forex SSI an. Der SSI (Speculative Sentiment Index) gibt an, welche Anzahl der Trader in Prozent welche Währung gekauft oder verkauft haben. Interessanter Weise werden Sie feststellen, dass der Großteil der Trader oftmals sogar richtig liegt. Doch wieso kommt es dann dazu, dass ein Großteil der Trader laufend Verluste generiert? Der Stoploss ist ein ziemlich gutes Hilfsmittel, wenn man verstanden hat, wofür er da ist. Er ist eine Verlustbegrenzung. Viele unerfahrene Trader setzen den Stoploss allerdings völlig willkürlich in den Chart. Oftmals sogar knapp unterhalb oder oberhalb des aktuellen Kurses und wundern sich, dass die vielleicht sogar ins Plus gelaufene Position nun zu früh beendet wurde, oder sogar vor der Gewinnzone mit einem Verlust gestoppt wurde.

Wie verwenden Sie den Stoploss richtig im Daytrading? Erinnern Sie sich noch an die markanten Stellen, als wir darüber sprachen, wie ein Trend definiert wird? Diese komische Zick-Zack-Linie? Sehr gut! Genau an solchen markanten Bereichen können Sie Ihren Stoploss positionieren. Aber bitte nicht direkt am Hoch/Tiefpunkt. Lassen Sie ruhig und gerne ein paar Punkte oder Pips Spielraum zwischen dem letzten Hoch/Tief und Ihrem Stoploss. Auch wenn die Hoch und Tiefpunkte nicht gebrochen werden, haben Sie bereits Beispiele kennengelernt, in denen Sie unnötig ausgestoppt werden, wenn Sie den Stop zu dicht an jene Punkte positionieren.

Darüber hinaus können Sie den Stoploss auch wunderbar dafür verwenden, um etwaige Gewinne abzusichern. Angenommen Sie haben Ihr Risiko kalkuliert und benötigen im Durchschnitt einen CRV von 1,5. Wenn Sie diese Gewinnzone erreicht haben, können Sie Ihren Gewinn mit einem Stoploss absichern. Auch hier gilt es jedoch einen gesunden Abstand zum aktuellen Kurs zu halten. Wenn Sie den Stoploss mit 1 oder 2 Pips Abstand zum aktuellen Kurs legen wollen, schließen Sie die Position lieber direkt. Das erspart Ihnen den Frust, dass die Position Ihren Stop ausgelöst hat und nun fröhlich in Ihre favorisierte Richtung weiterläuft.

Es gibt allerdings auch Situationen, in denen Sie auf die Verwendung eines Stoploss verzichten sollten. Wenn Sie vorhaben langfristig in Aktien zu investieren, wäre es fatal, wenn Sie durch den Stoploss z.B. aus einem Aktienkauf ausgestoppt werden, der Ihnen in 2 Tagen die nächste Dividende festgeschrieben hätte. Oder haben Sie von Warren Buffett schon einmal gehört:"Verdammt, wurde bei Aktie XY ausgestoppt, probiere es jetzt nochmal" Ich denke nicht... Daher unterscheiden Sie von Anfang an, welche Ziele Sie an der Börse verfolgen. Oftmals braucht jede Tradingausrichtung Ihre speziellen Gedankengänge. Pauschale Verallgemeinerung für alle Handelsspektren sind kaum möglich. Verschiedene Handelsausrichtungen erfordern ein eigenständiges Risk Management Konzept.

Nutzen Sie den SL dafür, wofür er geschaffen wurde. Als Absicherung! Allerdings als Absicherung vor weiteren Verlusten, nicht als Absicherung für den Handel mit überdimensionierten Positionsgrößen. Das könnte Ihnen im Laufe der Zeit zum Verhängnis werden.

Im nächsten Kapitel werden wir gemeinsam einen Chart analysieren und nach etwaigen Einstiegen suchen.